Ernährung

Fermentiert oder nicht? Kefir, Sauerkraut und Joghurt im Vergleich für Ihre Verdauung

Fermentiert oder nicht? Kefir, Sauerkraut und Joghurt im Vergleich für Ihre Verdauung

Fermentierte Lebensmittel sind seit Jahren in aller Munde — im wahrsten Sinne des Wortes. Als Ernährungsberaterin und Autorin von Mam Md habe ich viel mit Kefir, Sauerkraut und Joghurt gearbeitet und dabei festgestellt: Nicht jedes fermentierte Produkt ist gleich, und nicht jeder Mensch profitiert auf dieselbe Weise. In diesem Artikel möchte ich dir aus meiner Praxis und Erfahrung erklären, worin sich diese Lebensmittel unterscheiden, wie sie auf die Verdauung wirken und worauf du beim Kauf oder Selbermachen achten solltest.

Was bedeutet „fermentiert“ eigentlich?

Fermentation ist ein natürlicher Prozess, bei dem Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien oder Hefen Zucker und andere Kohlenhydrate in Säuren, Gase oder Alkohol umwandeln. Bei Lebensmitteln führt das zu veränderter Textur, Geschmack und verlängert häufig die Haltbarkeit. Für die Verdauung ist besonders interessant, dass fermentierte Lebensmittel lebende Kulturen enthalten können — sogenannte Probiotika — und oft besser verträglich sind, weil ein Teil der Nährstoffe bereits vorverdaut ist.

Pro Kefir, Sauerkraut und Joghurt: Gemeinsamkeiten

Bevor ich ins Detail gehe, hier einige gemeinsame Vorteile, die ich bei meinen Klientinnen und Klienten immer wieder sehe:

  • Unterstützung der Darmflora: Viele fermentierte Produkte liefern lebende Kulturen.
  • Verbesserte Laktoseverträglichkeit: Bei fermentierten Milchprodukten ist ein Teil der Laktose bereits abgebaut.
  • Erhöhte Nährstoffverfügbarkeit: Vitamine und Mineralstoffe können besser absorbierbar werden.
  • Geschmackliche Vielfalt: Fermentation bringt komplexe, oft saure und umami-noten.
  • Kefir: das Allround-Talent

    Kefir ist ein fermentiertes Milchgetränk, das mit Kefirknollen (einer Symbiose aus Bakterien und Hefen) hergestellt wird. Ich empfehle Kefir gerne, weil er eine besonders vielfältige Mikrobenzusammensetzung hat. Typische Eigenschaften:

  • Reich an verschiedenen Milchsäurebakterien und Hefen.
  • Meist geringer Laktosegehalt als Milch — oft besser verträglich bei leichter Laktoseintoleranz.
  • Flüssige Form macht ihn gut geeignet zur morgendlichen Smoothie-Basis oder als Drink zwischendurch.
  • In meiner Praxis hat sich gezeigt, dass Menschen mit träger Verdauung oder nach Antibiotika-Kuren oft von Kefir profitieren. Achte beim Kauf auf Bio-Kefir oder auf Produkte mit der Angabe „mit lebenden Kulturen“. Wenn du ihn selbst herstellst, kannst du die Stärke der Kultur kontrollieren und oft intensivere Probiotika erhalten.

    Sauerkraut: Ballaststoffe plus Milchsäure

    Sauerkraut ist fermentierter Weißkohl — ein echtes Superfood für die Verdauung. Anders als Kefir ist Sauerkraut völlig pflanzlich und enthält zusätzlich eine gute Portion Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe.

  • Reich an Milchsäurebakterien und Ballaststoffen.
  • Enthält Vitamin C und K sowie Folsäure.
  • Kann verdauungsfördernd wirken und Blähungen bei manchen Menschen reduzieren.
  • Ich empfehle, unverpasteurtes Sauerkraut zu wählen (z. B. aus dem Kühlregal oder selbstvergoren). Pasteurisierte Ware hat zwar länger Haltbarkeit, aber die hitzeempfindlichen lebenden Kulturen sind oft zerstört. In meiner Küche serviere ich Sauerkraut gerne als Beilage zu Kartoffeln, in Bowls oder in einem herzhaften Pfannengericht — das bringt Abwechslung und fördert die Darmgesundheit.

    Joghurt: Klassiker, aber nicht gleich Probiotikum

    Joghurt ist vielen vertraut, doch nicht jeder Joghurt ist automatisch probiotisch. Die klassischen Starterkulturen (Lactobacillus bulgaricus und Streptococcus thermophilus) sind zwar nützlich, aber nicht alle Produkte enthalten zusätzliche lebende Stämme, die langfristig die Darmflora modulieren.

  • Gute Eiweißquelle, meist cremige Textur.
  • Geschmacksvielfalt: Naturjoghurt, griechischer Joghurt, pflanzliche Alternativen.
  • Bei Naturjoghurt ist die Chance auf lebende Kulturen höher als bei stark verarbeiteten, gesüßten Varianten.
  • Für die Verdauung empfehle ich Naturjoghurt ohne Zuckerzusatz und mit dem Hinweis „mit lebenden Kulturen“. Griechischer Joghurt ist großartig bei Sättigung, während pflanzliche Joghurts (z. B. auf Hafer- oder Kokosbasis) eine Option bei Milchunverträglichkeit bieten — nur: nicht alle enthalten Probiotika.

    Vergleichstabelle: Kefir vs. Sauerkraut vs. Joghurt

    Eigenschaft Kefir Sauerkraut Joghurt
    Hauptrohstoff Milch (auch Wasser-Kefir möglich) Kohl Milch (auch pflanzlich)
    Typische Kulturen Bakterien + Hefen Milchsäurebakterien Milchsäurebakterien (teilweise Zusatzstämme)
    Laktosegehalt Reduziert Keiner Reduziert (je nach Produkt)
    Ballaststoffe Kaum Hoch Gering
    Gut bei Wiederaufbau nach Antibiotika, Verdauungsregulierung Ballaststofflieferant, gute Darmbewegung Proteinquelle, milde Unterstützung der Darmflora

    Welche Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen gibt es?

    Fermentierte Lebensmittel sind nicht per se für jede Person immer geeignet. Einige Punkte, die ich immer anspreche:

  • Histaminintoleranz: Viele fermentierte Produkte enthalten Histamin und können Symptome auslösen.
  • Blähungen: Gerade bei Umstellung auf viele Ballaststoffe oder lebende Kulturen kann es zunächst zu Blähungen kommen. Langsam aufbauen hilft.
  • Immunschwäche: Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem sollten vor großem Konsum von Rohfermenten Rücksprache mit dem Arzt halten.
  • Wie integriere ich fermentierte Lebensmittel sinnvoll in den Alltag?

    Aus meiner Erfahrung hilft es, kleine, regelmässige Portionen in den Speiseplan einzubauen statt großer Mengen auf einmal. Einige praktische Tipps:

  • Beginne mit 1–2 Esslöffeln Sauerkraut oder 100 ml Kefir pro Tag und steigere langsam.
  • Wähle Naturprodukte ohne Zuckerzusatz und ohne Pasteurisation, wenn du die lebenden Kulturen nutzen willst.
  • Variiere: Kombiniere Kefir am Morgen mit Haferflocken, benutze Sauerkraut als Rohkostbeilage und greife ab und zu zu Naturjoghurt als Snack.
  • Rezeptidee: Schnell-Morgen-Boost mit Kefir

    Ich bereite mir oft einen schnellen Drink, wenn es morgens hektisch ist:

  • 200 ml Kefir
  • 1 Handvoll Beeren (frisch oder tiefgefroren)
  • 1 EL Haferflocken
  • 1 TL Leinsamen
  • Optional: 1 TL Honig
  • Alles kurz mixen – fertig. Das Getränk liefert Probiotika, Ballaststoffe und sättigendes Protein.

    Wie entscheide ich mich beim Einkauf?

    Ein paar einfache Kaufkriterien, die mir in der Praxis oft helfen:

  • Label „mit lebenden Kulturen“ oder „nicht pasteurisiert“ (bei Sauerkraut, Kefir im Kühlregal).
  • Kurze Zutatenliste: Bei Joghurt möglichst nur Milch und Starterkulturen, bei Sauerkraut nur Kohl und Salz.
  • Bio-Qualität, wenn möglich — reduziert oft Pestizidbelastung und unterstützt nachhaltige Landwirtschaft.
  • Fermentierte Lebensmittel sind ein kraftvolles Werkzeug für die Verdauung, aber kein Allheilmittel. In meiner Arbeit geht es darum, sie sinnvoll und individuell einzusetzen. Probiotika aus Lebensmitteln arbeiten am besten in Kombination mit einer ballaststoffreichen, abwechslungsreichen Ernährung und einem Lebensstil, der Bewegung und Schlaf einschließt. Wenn du unsicher bist, welche Formen der Fermentation für dich passen, melde dich gern — gemeinsam finden wir den passenden Weg für dein Wohlbefinden.

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